Die aktuelle Wetterlage über Mitteleuropa gleicht einem stillen Stillstand, der Meteorologen zwar fasziniert, vielen von Ihnen jedoch vor allem eines beschert: eine zähe, graue Wolkendecke. Während sich auf dem Atlantik mächtige Sturmsysteme formieren, hält ein stabiles Hochdruckgebiet namens „Ellinor“ dagegen und schirmt weite Teile Deutschlands ab. Doch wie lange hält dieser Schutzwall, und dürfen wir pünktlich zum dritten Advent auf Lichtblicke hoffen? Lassen Sie uns gemeinsam die Details dieser meteorologischen Pattsituation analysieren.

Der Kampf zwischen Hochnebel und Sonnenschein
Die derzeitige Ruhe in der Atmosphäre ist trügerisch. Wir befinden uns unter dem Einfluss eines sogenannten Hochdruckrückens, der sich weit über den Kontinent spannt. Das Resultat ist eine klassische Inversionswetterlage: Kalte, feuchte Luft sammelt sich wie Wasser in einer Schüssel in den Niederungen, während es in den höheren Lagen mild und sonnig ist.

Wer heute Morgen im Donautal oder im Rhein-Main-Gebiet aus dem Fenster blickt, sieht vermutlich kaum die Hand vor Augen. Die feuchte Luft der letzten Tage ist zur Ruhe gekommen und kondensiert zu dichten Nebelfeldern. Ganz anders sieht die Situation oberhalb von etwa 800 bis 1000 Metern aus. Wenn Sie einen Ausflug in den Hochschwarzwald oder auf die Gipfel des bayerischen Waldes planen, können Sie dort strahlenden Sonnenschein und eine beeindruckende Fernsicht genießen. Die Grenze zwischen dem grauen Suppentopf und dem sonnigen Deckel ist dabei oft messerscharf gezogen.

Eine kleine Störung versucht im Tagesverlauf, diese Ruhe zu durchbrechen. Ein schwacher Tiefausläufer zieht über den Westen hinweg. Er ist zwar meteorologisch kaum der Rede wert – man könnte ihn fast als „Mücke“ gegen den „Elefanten“ Hochdruckgebiet bezeichnen –, doch er sorgt dafür, dass sich die Nebel beispielsweise in der Kölner Bucht oder im Saarland kurzzeitig lichten könnten, bevor neue Wolken aufziehen.

Ein Hauch von Dynamik am Samstag
Zum Start in das Wochenende nähert sich uns von Nordwesten her ein gewaltiges Orkantief mit dem Namen „Ikarus“, das sein Zentrum bei Island hat. Keine Sorge, die volle Wucht dieses Sturms bleibt weit draußen auf dem Meer. Dennoch reicht sein Einfluss, um die eingefahrene Wetterlage etwas aufzuweichen.
Die Ausläufer dieses Tiefs drücken am Samstag Wolkenfelder in den Nordwesten, etwa vom Emsland bis hinüber in die Lüneburger Heide. Hier kann es vereinzelt etwas tröpfeln, doch für nennenswerten Regen fehlt der Wetterfront die Kraft. Der Hochdruckblock über uns ist schlichtweg zu massiv. In der Südhälfte, etwa vom Breisgau bis ins Vogtland, bleibt es hingegen bei dem bekannten Spiel: Unten grau und kühl, oben auf den Bergen sonnig und mild. Die Temperaturen pendeln sich meist auf Werte zwischen 6 und 12 Grad ein, wobei es im Dauergrau der Täler mit kaum 5 Grad spürbar frischer bleibt.

Der dritte Advent: Windiges Norden, stiller Süden
Am Sonntag verschärfen sich die Gegensätze innerhalb Deutschlands. Während das Hochdruckzentrum über dem Balkan liegt, ziehen im hohen Norden Tiefdruckgebiete ihre Bahnen. Dieser Druckunterschied sorgt dafür, dass der Wind an den Küsten spürbar auffrischt.
Besonders in Nordfriesland und auf den Halligen müssen Sie sich auf einen stürmischen dritten Advent einstellen. Hier sind schwere Sturmböen möglich, die den Spaziergang am Deich zur Herausforderung machen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern weht ein lebhafter Wind, der jedoch einen Vorteil hat: Er durchmischt die Luftschichten und verhindert so dauerhaften Nebel.
Ganz anders die Situation südlich der Mittelgebirge. In Regionen wie dem Allgäu oder dem Kraichgau bleibt die Luftbewegung minimal. Das bedeutet: Business as usual. Wer im Nebel sitzt, muss auf künstliches Licht zurückgreifen, während Sonnenanbeter in den Alpen bei milden Temperaturen den Tag genießen können.
Fazit und meteorologische Einordnung
Warum ist das Wetter so ungerecht verteilt? Die Ursache liegt in der stabilen Schichtung der Atmosphäre. Das Hochdruckgebiet „Ellinor“ sorgt für absinkende Luftbewegungen. Wenn Luft absinkt, erwärmt sie sich und trocknet ab. Dies passiert jedoch nur in der Höhe. Am Boden bleibt die schwere, kalte Luft liegen, da kein starker Wind weht, der diese Schichten durchmischen könnte. Meteorologen sprechen hier von einer Inversion (Umkehrung): Normalerweise wird es kälter, je höher man kommt. Aktuell ist es oben wärmer als unten.
Was Sie mitnehmen sollten:
- Tiefdruckausläufer (Tröge): Diese bringen meist Wolken und Regen. Aktuell sind sie jedoch zu schwach, um sich gegen das Hochdruckgebiet durchzusetzen, weshalb es im Binnenland kaum regnet.
- Gradient: Dies bezeichnet den Druckunterschied zwischen zwei Orten. Am Sonntag ist dieser Unterschied im Norden groß (viel Wind), im Süden klein (Windstille).
Zusammenfassend lässt sich sagen: Wer am Wochenende Sonne tanken möchte, muss entweder an die windige Küste reisen, wo die Luft durchgepustet wird, oder hoch hinauf auf die Berge steigen. In den Niederungen Süd- und Mitteldeutschlands bleibt Geduld gefragt.