Wer derzeit auf winterliche Romantik oder zumindest knackige Kälte hofft, wird beim Blick auf die aktuellen Wetterkarten enttäuscht. Anstatt besinnlicher Ruhe herrscht in der Atmosphäre eine enorme Dynamik, die uns eher an den März als an den Dezember erinnert. Die Ursache liegt in einer kräftigen südwestlichen Strömung, die wie ein Förderband milde Luftmassen vom Atlantik direkt nach Deutschland transportiert. Dabei spielen verschiedene Tiefdruckgebiete eine entscheidende Rolle, die sich fast staffelartig die Klinke in die Hand geben. Doch was bedeutet diese Konstellation konkret für Ihre Wochenplanung und warum fühlen sich die angekündigten Fronten so gar nicht winterlich an?

Ein Regengebiet zieht quer über das Land
Das wetterbestimmende Tiefdrucksystem, welches auf den Namen FRANK getauft wurde, liegt zwar noch weit draußen auf dem Atlantik, entsendet aber seine Vorboten zu uns. In der Nacht zum Montag überquert uns ein ausgedehntes Regengebiet. Es zieht, bildlich gesprochen, wie ein Messer durch weiche Butter von Südwest nach Nordost. Besonders betroffen sind dabei zunächst das Saarland und Rheinland-Pfalz, bevor sich der Niederschlag weiter in Richtung Sachsen und Brandenburg ausbreitet.
Dabei fallen die Regenmengen durchaus nennenswert aus. In den Staulagen der Mittelgebirge kommen schnell größere Summen zusammen. Besonders in den Hochlagen Baden-Württembergs sowie am bayerischen Alpenrand summieren sich die Niederschläge, da hier zusätzlich zum Regen auch noch das Schmelzwasser der vorhandenen Schneedecke in die Flüsse gelangt. Entsprechende Warnhinweise sollten Sie in diesen Regionen unbedingt beachten.

Sturmböen und zweistellige Temperaturen am Morgen
Nicht nur der Regen, auch der Wind frischt spürbar auf. Dies liegt daran, dass sich die Gegensätze im Luftdruck verstärken. Vor allem entlang der friesischen Küstenlinie sowie auf den Inseln in der Deutschen Bucht müssen Sie sich auf einen stürmischen Wind einstellen. Auch in den höheren Lagen der Mittelgebirge, etwa auf den Gipfeln des Harzes, wird es sehr ungemütlich mit schweren Sturmböen.
Das Bemerkenswerteste an dieser Wetterlage ist jedoch die Temperatur. Normalerweise erwarten wir nach dem Durchzug einer Wetterfront eine Abkühlung. Doch die Luftmassen, die uns erreichen, sind so mild, dass die Temperaturen in der Nacht kaum sinken oder sogar steigen. Viele von Ihnen werden am Montagmorgen bei Werten aufwachen, die bereits im zweistelligen Bereich liegen – ein Phänomen, das für diese Jahreszeit absolut außergewöhnlich ist.
Ein Montag mit Frühlingsgefühlen und neuen Wolken
Der Start in die neue Woche präsentiert sich dann endgültig im Frühlingsgewand. Die Strömung dreht auf Südwest und führt Luft heran, die man eher im April vermuten würde. Wir erwarten Höchstwerte zwischen 10 und 15 Grad, im Breisgau und der Ortenau sind sogar bis zu 17 oder gar 18 Grad möglich. Von vorweihnachtlicher Stimmung ist hier meteorologisch keine Spur.

Der Regen der Nacht zieht am Vormittag rasch über die Grenze zu Polen ab. In der Folge lockert die Bewölkung auf, und besonders südlich der Donau sowie im Lee der Mittelgebirge zeigt sich die Sonne. Doch die Ruhe währt nicht lange: Bereits am Nachmittag nähert sich von den Benelux-Staaten her eine neue, flache Störung – quasi ein kleines „Wellentief“ namens GÜNTER. Dieses bringt der Nordhälfte, etwa von Niedersachsen bis Mecklenburg-Vorpommern, erneut Regen, der jedoch meist schwächer ausfällt.
Ausblick: Kurzes Durchatmen vor dem nächsten Sturm
In der Nacht zum Dienstag beruhigt sich das Wetter vorübergehend unter leichtem Hochdruckeinfluss. Während es im Süden, etwa in Niederbayern, bei aufklarem Himmel und Nebelfeldern auf kühlere 2 bis 7 Grad abkühlt, kündigt sich im Nordwesten bereits das nächste System an. Ein neues Sturmtief namens HELMUT formiert sich auf dem Atlantik und wird am Dienstagmorgen westlich von Irland erwartet. Seine Ausläufer bringen dem Westen Deutschlands schon zum Frühstück, neuen Regen und auffrischenden Wind.
Fazit: Warum ist das Wetter so extrem mild?
Die aktuelle Wetterlage ist ein Paradebeispiel für eine sogenannte „Zonalisierung“ der Strömung. Das bedeutet, dass die Tiefdruckgebiete auf einer fast geraden Bahn vom Atlantik nach Mitteleuropa ziehen und dabei subtropische Warmluft anzapfen.

Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang oft für Verwirrung sorgt, ist die „Kaltfront“. Meteorologisch gesehen bezeichnet dies die vordere Grenze einer kälteren Luftmasse, die eine wärmere verdrängt. In der aktuellen Situation ist die „Kaltluft“, die hinter der Front einfließt, jedoch mit rund 10 bis 15 Grad immer noch viel wärmer als das, was wir im Dezember gewohnt sind. Es handelt sich also um eine „Maskierte Kaltfront“: Auf dem Papier ist es eine Abkühlung, gefühlt bleibt es aber ungewöhnlich mild. Zudem sorgt der starke Druckgradient – also der starke Unterschied zwischen tiefem Luftdruck im Norden und hohem Druck im Süden – dafür, dass der Wind die milde Luft bis in jeden Winkel des Landes verteilt und sich keine Kälteseen bilden können.