Kehrt der Winter mit voller Wucht zurück oder bleibt es beim nasskalten Schmuddelwetter?

Die gute Nachricht vorweg: Die akute Glatteisgefahr, die weite Teile des Südostens am Morgen noch fest im Griff hatte, entspannt sich zusehends. Doch bedeutet dies bereits freie Fahrt und unbeschwerte Spaziergänge für die gesamte Woche? Als Ihre Wetterredaktion werfen wir einen Blick auf das komplexe Zusammenspiel der Luftmassen, das uns derzeit beschäftigt. Wir befinden uns in einer klassischen Übergangssituation, in der milde Atlantikluft und polare Kälte um die Vorherrschaft ringen.

Das Ringen der Luftmassen: Ein Montag im Zeichen von Tief „Ulf“

Aktuell bestimmt ein umfangreiches Höhentiefdrucksystem unser Wettergeschehen, das sich wie eine riesige Kältewanne vom Nordmeer bis hinunter nach Südwesteuropa erstreckt. Innerhalb dieses Systems agiert das Bodentief mit dem Namen „Ulf“. Interessanterweise zeigt sich „Ulf“ als zweigeteiltes System mit Kernen über Südostengland und der Nordsee. Was bedeutet das konkret für Sie?

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Das Wetter am Dienstag in Deutschland. Es wird wieder spürbar milder zumindes kurzfristig
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Am Mittwoch sind die Temperaturen erneut kühler als noch am Dienstag.

Das zugehörige Frontensystem hat bereits weite Teile Deutschlands überquert. Dabei wurde die zuvor dominierende, sehr kalte Luft durch etwas mildere Luft vom Atlantik verdrängt. Dieser Austausch verlief nicht geräuschlos: Während in Regionen wie dem Münsterland oder der Kölner Bucht der Niederschlag bei steigenden Temperaturen rasch in Regen überging, geriet der Prozess im Süden ins Stocken.

Besonders im Breisgau und weiten Teilen des Ortenaukreises führte die stabile Kälteschicht am Boden dazu, dass der Regen auf den gefrorenen Böden gefror – eine klassische Glatteissituation. Inzwischen steigen auch hier die Belagstemperaturen über den Gefrierpunkt. Vorsicht ist jedoch weiterhin im Chiemgau sowie im Bereich um Passau geboten; hier hält sich die Kälte noch hartnäckig, und es dauert etwas länger, bis die Entwarnung vollständig gegeben werden kann.

Im weiteren Tagesverlauf sorgt die Topografie für anhaltenden Regen. Speziell vom Bodensee bis hin zum Illertal stauen sich die Niederschläge an den Bergen. Rechnen Sie hier bis zum Abend mit ergiebigen Regenfällen.

Die Nacht zum Dienstag: Tückische Glätte und neuer Schnee

In der kommenden Nacht verlagert sich das Geschehen. Ein neues Tiefdruckgebiet entwickelt sich südlich der Alpen im Bereich Norditaliens. Dies führt zu einer meteorologisch spannenden Situation: Die Niederschläge, die tagsüber als Regen fielen, gehen durch einsickernde Kühlluft nahtlos wieder in Schneefall über.

STUDIO-SCHNEE-Rosenheim-2025-11-24-2024x2024 Kehrt der Winter mit voller Wucht zurück oder bleibt es beim nasskalten Schmuddelwetter?
Die Wahrscheinlichkeit für Schnee am Alpenrand ist bei 100 Prozent. Das betrifft die Nacht zum Dienstag. Hier als Beispiel der Landkreis Rosenheim,Traunstein und das Berchtesgadener Land

Betroffen sind hiervon vor allem die Landkreise Garmisch-Partenkirchen und das Oberallgäu. Hier sinkt die Schneefallgrenze bis in die Täler, und bis zum Dienstagmorgen müssen Sie sich auf 5 bis 10 Zentimeter Neuschnee einstellen. Aber auch abseits der Alpen, etwa in den Hochlagen der Eifel oder des Rothaargebirges, können Schauer kurzzeitig für eine weiße Überraschung sorgen.

Ein wichtiger Hinweis für alle Autofahrer: Auch wenn die Lufttemperatur vielerorts knapp über dem Gefrierpunkt bleibt, täuscht dies über die Bodenverhältnisse hinweg. In den Mittelgebirgen ist der Frost tief in den Boden eingedrungen. Sobald es nachts aufklart, zieht die Kälte von unten nach oben. Rechnen Sie also auch im Thüringer Wald oder im Erzgebirge mit überfrierender Nässe, selbst wenn das Thermometer Plusgrade anzeigt.

Der Ausblick: Zur Wochenmitte kehrt Ruhe, aber auch Kälte ein

Am Dienstag und Mittwoch zieht das Tief langsam Richtung Osten ab. Was bleibt, ist eine nördliche Strömung, die kühlere Luftmassen anzapft. Während es an den Küsten, etwa auf Sylt oder Norderney, bei windigem Schauerwetter oft frostfrei bleibt, müssen sich die Bewohner im Sachsen-Anhaltiner Land und der Lausitz auf frische Temperaturen einstellen.

Die Schneefälle ziehen sich mehr und mehr an den direkten Alpenrand, etwa in die Region Berchtesgadener Land, zurück. Im Rest der Republik beruhigt sich das Wetter unter dem Einfluss eines sich aufbauenden Hochdruckkeils. Doch Vorsicht: In den Nächten klart es auf, was verbreitet zu leichtem bis mäßigem Frost führt.


Fazit: Warum spielt das Wetter verrückt?

Sie fragen sich vielleicht: warum dieser ständige Wechsel aus Schnee, Regen und Eis? Die Ursache liegt in dem eingangs erwähnten „Langwellentrog“. Stellen Sie sich diesen Trog wie eine riesige, mit kalter Luft gefüllte Delle in der Atmosphäre vor, die unser Wetter steuert. Da dieser Trog sehr weit nach Süden reicht, lenkt er immer wieder kleine Randtiefs über uns hinweg.

Gleichzeitig fließen an seiner Vorderseite mildere Luftmassen ein, während auf der Rückseite polare Kälte nachströmt. Deutschland liegt genau im Grenzbereich dieser Luftmassenkämpfe. Fachbegriffe wie „Aufgleitniederschläge“ beschreiben dabei lediglich den Prozess, wenn wärmere, leichte Luft auf eine schwerere Kälteschicht am Boden „aufgleitet“ – genau das verursacht den gefürchteten gefrierenden Regen oder langanhaltenden Schneefall.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wir befinden uns in einer nasskalten Nordwest- bis Nordlage. Der winterliche Charakter bleibt uns vor allem in den höheren Lagen und nachts erhalten. Für den Flachlandbewohner bedeutet dies vorerst: Regenschirm griffbereit halten und morgens etwas mehr Zeit für den Weg zur Arbeit einplanen, da tückische Glätte auch ohne Schneedecke auftreten kann.

Über Angelo D Alterio 13 Artikel
Angelo D'Alterio ist ein leidenschaftlicher Autor auf dem Gebiet der Meteorologie, der sich bereits seit dem Jahr 2013 intensiv mit Wetterphänomenen auseinandersetzt. Mit einem tiefen Verständnis für Unwetterwarnungen und Synoptik hat Angelo im Laufe seiner Karriere einen bemerkenswerten Beitrag zur Meteorologie geleistet. Im Jahr 2015 setzte er sein Wissen und seine Begeisterung produktiv ein, indem er Mitgründer und Chef-Meteorologe der Unwetteralarm Schweiz GmbH wurde, einer Initiative, die bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2021 wuchs. Anschließend inspirierte Angelo D'Alterio die Gründung der Meteoleitstelle Hessen, wo er seine Fachkenntnisse weiterhin einbringt. Durch seine Erfahrungen und Spezialgebiete, insbesondere im Bereich Unwetterwarnungen, etablierte er sich als renommierter Fachmann in der Meteorologen-Community. Neben seiner fachlichen Tätigkeit ist Angelo ein geschätzter Inhaltsersteller, dessen Artikel und Beiträge auf verschiedenen sozialen Plattformen zu finden sind. Sie können ihm folgen und sich mit ihm auf TikTok, Facebook, Threads, Twitter, Linkedin, sowie auf Instagram vernetzen und austauschen.

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