In der Meteorologie erleben wir derzeit ein klassisches Ringen der atmosphärischen Kräfte, das für die Jahreszeit bemerkenswert mild verläuft. Anstatt klirrender Kälte und Schneefall dominieren graue Wolken und gedämpfte Temperaturen das Geschehen, während sich die Wetterlage nur äußerst zögerlich verändert. Ein mächtiger Höhenrücken, der sich wie ein unsichtbarer Riegel von Südeuropa bis zur Ostsee spannt, blockiert die übliche Westwinddrift und sorgt dafür, dass Tiefdruckgebiete regelrecht „verhungern“.
Ein zäher Kampf der Luftmassen über Deutschland
Das dominierende Thema am heutigen Mittwoch ist ein Ausläufer des Sturmtiefs, das von uns Meteorologen auf den Namen „Helmut“ getauft wurde. Während das Zentrum dieses Sturms weit entfernt bei den Färöer-Inseln rotiert, greift dessen Frontensystem nur sehr mühsam auf das Festland über. Sie dürfen sich das vorstellen wie einen langen Arm, dem zunehmend die Kraft ausgeht. Die Regenfront hat am Morgen bereits das Münsterland und Teile des Emslandes erreicht, kommt aber kaum vom Fleck.

Der Grund für diese Trägheit liegt in fehlenden Impulsen in den höheren Luftschichten und einem gegnerischen Hochdruckgebiet. Besonders in der Mitte Deutschlands, etwa im Hunsrück oder im Taunus, wird sich der Regen im Tagesverlauf zwar leicht intensivieren, doch große Wassermassen sind nicht zu erwarten. Wir sprechen hier meist von Mengen, die kaum der Rede wert sind, wenngleich es für nasse Straßen reicht.
Ganz anders präsentiert sich die Lage fernab dieser Front: In Niederbayern und rund um Regensburg hält sich zäher Nebel, der sich nur widerwillig auflöst. Wo die Sonne es schafft, den Nebel zu durchbrechen – etwa im höheren Bergland –, erwartet Sie ein freundlicher, teils sonniger Tag.

Die Nacht bringt Ruhe, aber keinen Winter
In der Nacht zum Donnerstag wird die ohnehin schwache Regenfront versuchen, weiter nach Süden vorzudringen. Doch hier kommt ein neuer Akteur ins Spiel: Das Hochdruckgebiet „Daniela“ über den Alpen baut sich auf und drückt förmlich gegen die ankommenden Wolken. Das Resultat ist ein fast vollständiges Auflösen der Regenfälle, noch bevor sie beispielsweise das Allgäu erreichen.
Während es im Kreis Nordfriesland und auf den Inseln durch den Wind noch recht ungemütlich bleibt, kehrt im Rest des Landes Ruhe ein. Wenn die Wolkendecke in der Mitte Deutschlands aufreißt, kann sich rasch dichter Nebel bilden. Die Temperaturen bleiben dabei für einen Dezember viel zu hoch; Frost ist lediglich in den Tälern der Schwäbischen Alb oder bei längerem Aufklaren im Mittelgebirgsraum ein Thema.

Der Donnerstag: Ein geteiltes Land unter warmem Einfluss
Am Donnerstag etabliert sich der Einfluss des Hochdrucks weiter. Ein neues, gewaltiges Tiefdrucksystem namens „Ikarus“ bei Island pumpt warme Luftmassen nach Norden. Dies stützt den Höhenrücken über Mitteleuropa und lässt den Wind am Boden fast einschlafen. Selbst auf dem Brocken im Harz, wo es zuvor noch stürmisch war, kehrt Ruhe ein.
Für Sie bedeutet das eine Zweiteilung des Wetters:
- Im Süden, speziell südlich der Donau, hält sich feuchte Luft unter einer Art „Deckel“ gefangen – es bleibt oft trüb und grau.
- In einem breiten Streifen, der vom Ruhrgebiet bis hinüber in die Lausitz reicht, stehen die Chancen auf Auflockerungen und etwas Sonnenschein hingegen gar nicht schlecht.
- Ganz im Norden, etwa in der Rostocker Heide, bleiben die Wolken meist dicht, aber es bleibt trocken.
Mit Höchstwerten zwischen 6 und 12 Grad sind wir weiterhin meilenweit von winterlichen Verhältnissen entfernt.
Fazit: Warum ist das Wetter so „festgefahren“?
Die aktuelle Wetterlage lässt sich mit einem Stau auf der Autobahn vergleichen: Die atmosphärischen Strömungen sind blockiert. Das Zusammenspiel aus dem abziehenden Tief „Helmut“ und dem stark werdenden Hoch „Daniela“ führt dazu, dass Wetterfronten ihre Dynamik verlieren.
Zum besseren Verständnis der verwendeten Konzepte:
- Grundschichtmeteorologie: Dies bezeichnet Wetterphänomene, die sich in den untersten 1 bis 2 Kilometern der Atmosphäre abspielen – also dort, wo wir leben. Aktuell bedeutet das vor allem: Wo sich Nebel und Hochnebel halten, bleibt es kühl; wo die Sonne durchkommt oder Wind weht, wird es mild.
- Frontolyse: Ein Begriff, den wir nutzen, wenn sich eine Wetterfront (wie die aktuelle Kaltfront) auflöst. Sie verliert ihre Temperaturgegensätze und ihre Niederschlagsaktivität, weil der unterstützende Wind in der Höhe fehlt oder hoher Luftdruck dagegenhält.
- Inversion: Normalerweise wird Luft kälter, je höher man kommt. Bei einer Inversion (Umkehr) ist es oben wärmer als unten. Diese warme Schicht wirkt wie ein Deckel. Darunter sammelt sich Feuchtigkeit (Nebel/Hochnebel), während darüber oft die Sonne scheint. Genau das verhindert derzeit im Süden oft den Sonnenschein.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Winter macht Pause, bevor er überhaupt richtig angefangen hat. Wir befinden uns in einer milden Westströmung, die durch hohen Luftdruck beruhigt wird, was uns eher herbstliches als winterliches Wetter beschert.