Wir blicken auf eine hochspannende meteorologische Woche in Deutschland. Aktuell befinden wir uns in einer Übergangsphase: Ein Regengebiet, das den Süden und Südosten fest im Griff hat, verlagert sich langsam, während sich von Westen her ein neues Hochdruckgebiet aufbaut. Dieses Hoch bringt uns jedoch nicht sofort stabilen Sonnenschein, sondern schiebt zunächst eine bemerkenswerte Warmfront vor sich her. Diese Konstellation sorgt für eine zweigeteilte Woche: Zuerst wird es ungewöhnlich mild, fast föhnig warm. Doch unsere Modelle deuten langfristig eine fundamentale Umstellung an – die Möglichkeit einer Skandinavien-Blockade, die das Tor für kalte Luft aus dem Norden weit aufstoßen könnte.

Der heutige Tag und die kommende Nacht
Der heutige Sonntag (02. November) präsentiert sich noch von seiner kühlen und wechselhaften Seite. Die Temperaturen erreichen verbreitet nur 5 bis 7 Grad Celsius. Während sich in den norddeutschen Regionen die Schauer allmählich zurückziehen, bleibt es über dem Südosten des Landes noch länger nass. In den Alpen liegt die Schneefallgrenze bei etwa 1500 Metern. Zum Abend müssen Sie sich im Westen Deutschlands, etwa über Nordrhein-Westfalen, auf ein neues Schauergebiet einstellen, das teils kräftigen Regen mit sich bringt. In der Nacht beruhigt sich das Geschehen im Westen wieder, und im Südwesten kann sich Nebel oder Hochnebel bilden.
Die neue Woche: Ein Hauch von Frühling im November
Montag (03. November): Der Montag leitet eine markante Milderung ein. Die Warmfront sorgt vom nördlichen Nordrhein-Westfalen über Niedersachsen bis zur Nordsee für leichten Regen oder Nieselregen. Dieses Wolkenband zieht im Tagesverlauf weiter ostwärts in Richtung Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Im Süden Deutschlands hingegen setzt sich dank des Hochdruckeinflusses bereits häufiger die Sonne durch, nachdem letzte morgendliche Schauer abgeklungen sind. Die Temperaturen klettern auf 10 bis 15 Grad, mit den höchsten Werten am südlichen Oberrhein.

Dienstag (04. November): Am Dienstag dominiert das Hochdruckgebiet das Geschehen. Im gesamten Süden Deutschlands erwartet Sie viel Sonnenschein. Im Norden halten sich zwar dichtere Wolkenfelder, doch auch hier lockert es immer wieder auf. Die Milde ist nun das zentrale Thema.
Das Phänomen der Inversion: 20 Grad im Westen, Frost im Süden
Was diese Wetterlage so besonders macht, ist die Luftmasse in der Höhe. In etwa 1500 Metern Höhe strömt Luft ein, die fast sommerliche Qualitäten hat. Da die November-Sonne jedoch zu schwach ist, um diese Wärme überall bis zum Boden zu transportieren, erleben wir eine klassische Inversionswetterlage.
Das bedeutet: In Tälern und Flussniederungen, beispielsweise in Niederbayern oder entlang der Donau, kann es trotz Sonnenschein kühl bleiben. In den Bergen, wie im Schwarzwald oder im Bayerischen Wald, wird es hingegen außergewöhnlich mild.

Im Norden und Westen, speziell im Ruhrgebiet, sind durch leichte Föhn-Effekte am Nachmittag sogar Spitzenwerte um 19 bis 20 Grad Celsius möglich – ein für November extrem hoher Wert. In den Nächten wird dieser Kontrast noch deutlicher: Während in bayerischen Senken leichter Frost auftreten kann, bleiben die Nächte in Nordrhein-Westfalen mit 12 bis 14 Grad ungewöhnlich lau.
Fazit und Langfrist-Ausblick: Mischt die Skandinavien-Blockade die Karten neu?
Genießen Sie die milde Phase, doch behalten Sie die langfristigen Prognosen im Auge. Die typisch stürmischen Westwetterlagen scheinen eine Pause einzulegen. Stattdessen deuten Modelle wie GFS und ECMWF erste Tendenzen für eine sogenannte blockierende Wetterlage an.
Sollte sich ein stabiles Hochdruckgebiet über Skandinavien festsetzen, während gleichzeitig ein Tief über Südeuropa liegt (eine „High over Low“-Konstellation), wäre der Weg frei für kalte Luftmassen aus dem Norden oder Nordosten. Wir erinnern uns an den kalten November 1993 oder die seltenen Eistage in Köln im November 2021, die durch ähnliche Konstellationen ausgelöst wurden. Die meteorologischen Karten werden neu gemischt, und ein früher Wintereinbruch rückt zumindest in den Bereich des Möglichen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
1. Warum wird es in den Bergen milder als in den Tälern? Das liegt an einer sogenannten Inversionswetterlage. Wärmere Luftmassen befinden sich in der Höhe (auf den Bergen), während die kältere, schwerere Luft in die Täler absinkt. Die Sonne ist zu schwach, um diese Schichten zu durchmischen.
2. Was ist eine „Blockade-Wetterlage“? Man spricht von einer Blockade, wenn ein starkes, ortsfestes Hochdruckgebiet (in diesem Fall über Skandinavien) die übliche Westwindströmung blockiert. Dies ermöglicht es kalten Luftmassen aus dem Norden oder Osten, nach Mitteleuropa zu strömen.
3. Wo wird es Anfang der Woche am wärmsten? Die höchsten Temperaturen erwarten wir durch einen leichten Föhn-Effekt im Westen und Nordwesten, insbesondere im Ruhrgebiet und Teilen von Nordrhein-Westfalen. Hier sind am Dienstag Spitzenwerte bis zu 20 Grad möglich.
