Goldener November oder grauer Regentanz: Warum ist Deutschland beim Wetter zweigeteilt?

Guten Tag, genießen Sie diesen milden, wenn auch leicht getrübten Novembertag? Ein Ausläufer eines stabilen Hochdruckgebiets lenkt derzeit sehr milde Luftmassen aus dem Südwesten zu uns. Diese haben jedoch einen besonderen „Passagier“ im Gepäck: Saharastaub. Dieser Staub sorgt, besonders von Hessen bis nach Bayern und Baden-Württemberg, für eine milchige Trübung des Himmels und lässt die Sonne nur gedämpft durchscheinen.

Nachdem sich der morgendliche Nebel, etwa im Voralpenland oder in Flusstälern, aufgelöst hat, steht einem überwiegend freundlichen Tag nichts im Wege. Die Temperaturen klettern auf für die Jahreszeit ungewöhnlich hohe 15 bis 20 Grad. Im Breisgau könnte sogar die 20-Grad-Marke knapp überschritten werden, sofern die Staubtrübung die Sonneneinstrahlung nicht zu stark dämpft. Niederschlag erwarten wir in der Südhälfte heute nicht.

STUDIO-Deutschland-2025-11-13 Goldener November oder grauer Regentanz: Warum ist Deutschland beim Wetter zweigeteilt?
Das Deutschlandwetter am Freitag. Sie sehen, im Südwesten und Süden können bis zu 20 Grad erreicht werden. Im Norden hingegen bleibt es grau mit Regen.
STUDIO-Deutschland-2025-11-13-1 Goldener November oder grauer Regentanz: Warum ist Deutschland beim Wetter zweigeteilt?
Am Samstag verschiebt sich die Luftmassengrenze weiter in den Süden. Dabei breitet sich auch der Regen weiter aus.

Der Norden spürt bereits den Umschwung

Deutlich anders stellt sich die Lage jedoch in Norddeutschland dar. Hier kündigt sich bereits ein markanter Wetterwechsel an. Eine sich neu bildende Wetterfront sorgt dort für stärkere Hebungsprozesse in der Atmosphäre. Die Wolken verdichten sich im Tagesverlauf von der Nordsee bis nach Niedersachsen hinein. Am Nachmittag erwarten wir im Nordwesten, beispielsweise im Emsland, den ersten leichten Regen. Der Wind spielt heute ebenfalls eine Rolle: An den Küsten und im höheren Bergland müssen Sie mit steifen bis stürmischen Böen rechnen.

studio_temp_Warendorf Goldener November oder grauer Regentanz: Warum ist Deutschland beim Wetter zweigeteilt?
Schauen wir nach Warendorf in NRW, viele warten auf den angekündigten Schnee. Aktuell ist die Lage jedoch noch sehr unsicher. Die Temperaturen gehen in Folge einer Kaltfront spürbar zurück. Jedoch nicht überall in Deutschland, gleich und sofort.

Die Nacht bringt die Wetterscheide

In der Nacht zum Freitag verschärfen sich die Gegensätze dramatisch. Es etabliert sich eine scharfe „Luftmassengrenze“ – eine Art Wetterscheide – die sich etwa vom Münsterland bis nach Mecklenburg erstreckt. Nördlich dieser Linie strömt deutlich kältere Luft ein, während im Süden die sehr milde Luft verbleibt. Wo diese unterschiedlichen Luftmassen aufeinandertreffen, kommt es zu länger anhaltendem Regen. Betroffen ist ein Streifen von Niedersachsen bis zur Ostseeküste, wo gebietsweise um 10 Liter Regen pro Quadratmeter fallen können.

Im Süden, etwa südlich von Ulm, klart es hingegen auf. Dort kann sich in den Tälern dichter Nebel bilden, und die Temperaturen sinken teils bis in den leichten Frostbereich.

Das Wochenende: Regen im Norden, Schauer im Westen

Der Freitag hält an dieser strengen Wetterteilung fest. Der Regenstreifen im Norden, der sich vom Landkreis Leer bis an die Ostseeküste erstreckt, bleibt aktiv und verlagert sich zeitweise sogar bis nach Schleswig-Holstein. Dort bleibt es kühl bei Werten um 10 Grad. Im Rest des Landes, vom Rheinland bis nach Bayern, genießen Sie weiterhin die sehr milde Luft mit 15 bis 20 Grad. Zum Abend nähert sich von Frankreich her ein neues Störungsgebiet, das im Südwesten, etwa im Saarland, erste Regentropfen bringt.

studio_temp_Bad_Toelz Goldener November oder grauer Regentanz: Warum ist Deutschland beim Wetter zweigeteilt?
Man beachte die Temperaturen im Landkreis Bad Tölz am Freitag. Durch den Föhn der Alpen sind bis zu 21 Grad möglich.

Am Samstag wird die Wetterlage noch komplexer. Die Regenfälle im Norden lassen zwar etwas nach, die Wolkendecke bleibt aber oft geschlossen. Gleichzeitig breiten sich die Regenfälle aus dem Südwesten weiter zur Mitte Deutschlands aus. Diese haben Schauercharakter, und im Südwesten sind bei der leicht labilen Luft einzelne Gewitter nicht völlig ausgeschlossen. Die Temperaturspanne bleibt enorm: Während es zum Beispiel in Emden im Regen nur um 6 Grad kühl wird, sind in Stuttgart bis zu 16 Grad möglich. Die besten Chancen auf etwas Sonne hat am Samstag der Südosten.

Warum ist das Wetter aktuell so gegensätzlich?

Was wir derzeit erleben, ist ein klassischer meteorologischer „Kampf der Giganten“. Die aktuelle Wetterlage wird von mehreren Systemen gleichzeitig beeinflusst:

  1. Der milde Süden (Hochdruckeinfluss): Wir befinden uns am Rand eines stabilen Hochdruckgebiets (einem „Hochkeil“). Dieser wirkt wie ein Schutzschild und pumpt gleichzeitig sehr warme Luft (Meteorologen sprechen von „Warmluftadvektion“) aus dem Südwesten zu uns – inklusive des Saharastaubs.
  2. Der nasse Norden (Die Luftmassengrenze): Gleichzeitig drückt von Norden Kaltluft dagegen. Wo die warme, leichte Luft aus dem Süden auf die kalte, schwere Luft aus dem Norden trifft, entsteht eine scharfe Trennlinie: die Luftmassengrenze. Die Warmluft wird gezwungen, auf die Kaltluft aufzugleiten. Dieser Hebungsprozess führt unweigerlich zur Wolkenbildung und dem anhaltenden Regen im Norden.
  3. Die Störung aus Westen (Der Trog): Die Schauer, die uns am Wochenende von Frankreich her erreichen, gehören zu einem „Trog“. Stellen Sie sich dies als einen „Ausläufer“ eines Tiefdruckgebiets in der Höhe vor, der die Luft zusätzlich anhebt und für Unruhe sorgt.

Sie sehen also: Deutschland liegt genau im Spannungsfeld dieser unterschiedlichen Einflüsse, was die extremen Temperatur- und Wetterunterschiede von Nord nach Süd erklärt.

Über Angelo D Alterio 11 Artikel
Angelo D'Alterio ist ein leidenschaftlicher Autor auf dem Gebiet der Meteorologie, der sich bereits seit dem Jahr 2013 intensiv mit Wetterphänomenen auseinandersetzt. Mit einem tiefen Verständnis für Unwetterwarnungen und Synoptik hat Angelo im Laufe seiner Karriere einen bemerkenswerten Beitrag zur Meteorologie geleistet. Im Jahr 2015 setzte er sein Wissen und seine Begeisterung produktiv ein, indem er Mitgründer und Chef-Meteorologe der Unwetteralarm Schweiz GmbH wurde, einer Initiative, die bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2021 wuchs. Anschließend inspirierte Angelo D'Alterio die Gründung der Meteoleitstelle Hessen, wo er seine Fachkenntnisse weiterhin einbringt. Durch seine Erfahrungen und Spezialgebiete, insbesondere im Bereich Unwetterwarnungen, etablierte er sich als renommierter Fachmann in der Meteorologen-Community. Neben seiner fachlichen Tätigkeit ist Angelo ein geschätzter Inhaltsersteller, dessen Artikel und Beiträge auf verschiedenen sozialen Plattformen zu finden sind. Sie können ihm folgen und sich mit ihm auf TikTok, Facebook, Threads, Twitter, Linkedin, sowie auf Instagram vernetzen und austauschen.

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