Wenn Sie in diesen Tagen auf das Thermometer schauen, dürften Sie sich – genau wie wir in der Redaktion – etwas ungläubig die Augen reiben. Haben wir nicht gerade erst noch T-Shirt-Wetter genossen? Tatsächlich zeigt der November 2025 gerade sein wohl extremstes Gesicht. Nach einer ersten Monatshälfte, die mit Temperaturen jenseits der 15-Grad-Marke fast schon frühlingshafte Gefühle weckte, erleben wir nun einen meteorologischen Vollbremsung.
Doch bevor wir in die Detailprognose für die kommenden Tage einsteigen, lassen Sie uns einen Blick auf den „Motor“ dieser Wetterlage werfen. Aktuell wird unser Wettergeschehen von einer komplexen Konstellation aus Hoch- und Tiefdruckgebieten dominiert. Ein kräftiges Hochdruckgebiet hat sich über Skandinavien festgesetzt, während ein weiteres Hoch über dem Atlantik liegt. Dazwischen hindurch versuchen Tiefdruckgebiete ihren Weg zu finden. Entscheidend ist hierbei das Skandinavien-Hoch: Da sich Luftmassen im Uhrzeigersinn um ein Hoch bewegen, fungiert dieses Druckgebilde wie eine riesige Pumpe, die kalte Luftmassen aus dem Nordosten direkt zu uns nach Mitteleuropa lenkt. Wir befinden uns also in einem Strömungskanal, der die Warmluft abschneidet und den Winter vorzeitig anklopfen lässt.
Die Wetterprognose im Detail: Der Temperatursturz ist da
Wir beobachten in dieser Woche (17. bis 24. November) einen massiven Kaltluftvorstoß, der sich wie ein breites Band von Skandinavien über die Bundesrepublik und Frankreich bis hinunter zur Iberischen Halbinsel zieht. Sehen wir uns an, was das konkret für Ihren Alltag bedeutet. Am Donnerstag festigt sich die Kaltluftblase über Deutschland weiter. Das Hoch über Skandinavien blockiert mildere Atlantikluft effektiv.
Es bleibt ungemütlich. Während sich in Rheinland-Pfalz und im Saarland die Wolken teils hartnäckig halten, gibt es Richtung Ostsee Chancen auf kurze Auflockerungen. Die Niederschlagsneigung bleibt bestehen, wobei die Schneefallgrenze weiter sinkt. In den Alpen sowie im Schwarzwald wird es zunehmend winterlich.Besonderheit: Wir sehen in den Modellen eine klare Tendenz zu nasskaltem Wetter, das besonders für Autofahrer tückisch sein kann. „Schmuddelwetter“ trifft es wohl am besten.
Zum Start ins Wochenende spitzt sich die Lage zwischen den Druckgebieten zu. Ein Tiefdruckgebiet versucht, sich zwischen den beiden Hochs hindurchzuschieben. Das Resultat: Verstärkte Niederschläge. In den Niederungen – etwa im Emsland oder im Ruhrgebiet – fällt dies meist noch als kalter Regen. In Lagen ab etwa 400 bis 500 Metern, beispielsweise auf der Schwäbischen Alb oder im Erzgebirge, kann sich jedoch eine weiße Decke bilden.Die Temperaturen verharren im einstelligen Bereich, nachts droht verbreitet Bodenfrost. Wer empfindliche Pflanzen noch draußen hat, sollte diese spätestens jetzt winterfest machen.
Der Modell-Krimi: Amerikanisches vs. Europäisches Wettermodell
Als Meteorologen finden wir die aktuelle Situation besonders spannend, da die Langzeitmodelle für das Ende des Monats (24. November bis 1. Dezember) noch kein einheitliches Bild zeichnen. Es tobt ein regelrechter Kampf der Giganten:
Das europäische Modell (ECMWF): Dieses Szenario ist die „Winter-Variante“. Es berechnet das Hochdruckgebiet weiterhin stabil über Skandinavien. Das würde bedeuten: Die Kälte bleibt, und durch die feuchten Tiefausläufer könnten wir erhebliche Schneemengen bis in tiefere Lagen erleben.

Das Amerikanische Modell (GFS): Hier sieht die Welt etwas anders aus. Das Modell verschiebt das Hochdruckgebiet tendenziell weiter nach Osten und lässt das Atlantik-Hoch näher an Frankreich heranrücken. Die Folge wäre eine westliche Strömung, die zwar Niederschlag bringt, aber deutlich mildere Luftmassen im Gepäck hat. Statt Schnee gäbe es dann klassischen Regen.

Fazit: Die Unsicherheit ist groß. Wir befinden uns in einer Übergangszone, in der wenige hundert Kilometer Verschiebung der Druckzentren über „Schneemann“ oder „Regenschirm“ entscheiden.
Was Sie jetzt beachten müssen
Der November 2025 leidet, wenn man so will, unter einer Identitätskrise. Doch eines ist sicher: Die Zeit der leichten Übergangsjacken ist vorbei. Die aktuelle Wetterlage birgt konkrete Risiken für den Straßenverkehr durch Glätte und plötzliche Sichtbehinderungen bei Schneeschauern.
Wir raten Ihnen dringend, die Winterreifen – falls noch nicht geschehen – nun unverzüglich aufzuziehen. Die kommenden Tage werden nasskalt und potenziell glatt. Ob wir Ende November im Schnee versinken oder im Regen stehen, werden die nächsten Modellläufe zeigen. Wir von Deweko bleiben für Sie am Ball.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
1. Bleibt es jetzt dauerhaft so kalt oder kommt die Wärme nochmal zurück? Aktuell deutet alles darauf hin, dass die sehr milden Temperaturen von über 20 Grad für dieses Jahr Geschichte sind. Die Blockade durch das Skandinavien-Hoch leitet eine nachhaltige Abkühlung ein. Ob es „winterlich kalt“ bleibt oder „nasskalt mild“ wird, hängt davon ab, welches Wettermodell (US oder Europa) sich durchsetzt, aber T-Shirt-Wetter ist nicht mehr in Sicht.
2. Muss ich im Flachland in den nächsten Tagen mit Schnee rechnen? Für das Flachland (z.B. Rheinschiene, Norddeutsches Tiefland) ist die Wahrscheinlichkeit für liegenbleibenden Schnee in den nächsten drei Tagen eher gering. Hier fällt meist Schneeregen oder kalter Regen. Erst ab Höhenlagen von 400–500 Metern steigt die Chance auf eine weiße Überraschung signifikant an.
3. Warum waren sich die Wettermodelle zuletzt so uneinig? Das liegt an der sogenannten „Anfangsdynamik“. Kleine Unterschiede in den gemessenen Startdaten (Luftdruck, Temperatur in der Höhe) können über einen Zeitraum von 7 bis 10 Tagen zu völlig unterschiedlichen Szenarien führen. Gerade die Position von blockierenden Hochdruckgebieten ist oft schwer exakt vorherzusagen, hat aber enorme Auswirkungen auf die Strömungsrichtung der Luftmassen.

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